Eine neue Sprache lernen ist nicht nur beim Lernen-ohne-Schule eine Herausforderung.
In meiner Blogpostserie „Lieblingsmethoden zum Dänisch lernen“ stelle ich dir verschiedene Wege und Herangehensweisen vor. Funktioniert nicht nur beim Dänisch lernen!
In Teil 1 kommt gleich mein Favorit: Notizbuch!
Viel Spaß beim Lesen.
Ein ganz kleines bißchen Vorgeschichte:
Ich hab eigentlich schon immer gerne Sprachen gelernt. Es ist alles dabei von "fließend beherrschen" bis "ein paar Mal reinschnuppern".
Ich war also ziemlich überzeugt, zu wissen, was „meine“ Herangehensweise zum Fremdsprachen lernen ist.
Und dann sind wir 2019 nach Dänemark gezogen, genauer Süddänemark. Und damit kam das Dänisch...
Ich hör meine Freundin noch sagen „Du, Dänisch ist echt eine Herausforderung!“
Und mich gedanklich antworten: „Wie schwer kann das sein?!“ Zu der Zeit hatte ich gerade mit Portugiesisch angefangen.
Das „Wie schwer kann das sein!?“ - auch wenn ich es nicht laut ausgesprochen habe - verfolgt mich bis heute. 😅
Dänisch ist speziell.
Und Süddänisch musst du dir so vorstellen: du hast Hochdeutsch gelernt und bist ganz stolz, weil du dich schon richtig gut ausdrücken kannst und den Nachrichten folgen kannst – und dann ziehst du nach Bayern. Du verstehst was ich meine?
Zum Glück ist Süddänemark für mich der allerschönste Wohnort auf der Welt, so dass ich (noch) nicht endgültig aufgegeben habe, Dänisch lernen zu wollen.
Und dementsprechend habe ich viel probiert!
(Deswegen wird das hier eine Blog-Reihe und nicht nur ein einziger Beitrag. 😅)
Meine 13jährige Tochter wird dir übrigens versichern, dass Dänisch superschnell zu lernen ist!
Es hat nicht nur mit dem Alter zu tun, sondern vor allem mit der Herangehensweise und mit DEINER bevorzugten Art zu lernen.
Meine Tochter lernt gern über hören.
Sie singt den Refrain von Texten meist ab der zweiten Wiederholung mit. Wenn also Hörbücher, Podcasts und Radio-hören dein „Ding“ sind, dann hast du wahrscheinlich kaum Probleme mit Dänisch lernen.
Ich lerne am liebsten über lesen.
Und tatsächlich mag ich sogar Grammatik.
Wenn man das zugrunde liegende Konzept gelernt hat, kann man es immer wieder anwenden ohne es für jeden einzelnen Satz lernen zu müssen.
Spanisch z.B. hat eine sehr vorhersehbare Aussprache.
Öhm, Dänisch nicht. Ob ein geschriebenes "d" einen weichen "d"-Laut oder eine Mischung aus "l" und dem englischen "th" oder sogar stumm ist, kann man eigentlich nur pro Wort lernen.
In Dänemark haben die Kinder 4 Jahre Zeit zum Lesen lernen, weil es mehr Ausnahmen gibt, als dass eine Regel Anwendung findet.
Da war mir dann doch zum Heulen als mir das die 1.Klasse-Lehrein meinen Sohnes sagte.
Wenn du jetzt zeitlich zufällig bemerkt hast, „Oh, die sind in 2019 umgezogen und dann war Corona….“ Dann hast du genau den Punkt getroffen.
Ich habe in den 2 Jahren ungefähr alles beim Dänisch lernen falsch gemacht, was nur ging.
Ich bin total super im Lesen, ich habe sogar die juristischen Sachen für meine behinderte volljährige Tochter zu großen Teilen auf Dänisch geschafft – aber sprechen??
Ich strauchel bei kleinen Unterhaltungen und fange an zu grübeln, wo ein Wort hinkommt, ob ich in der richtigen Zeit bin und so weiter.
Und die Dänen sind total lieb und zuvorkommend und kommen einem dann entgegen und wechseln ins Deutsche oder Englische! ❤️
Anfang diesen Jahres merkte ich, dass ich auf einem Niveau-Plateau mit Dänisch fest sitze.
Höchste Zeit etwas dagegen zu tun.
Also habe ich nach und nach alles ausprobiert und zusammen getragen, was ich im Laufe der Jahre für die Kinder und mich zusammen gesammelt habe.
In dieser Blogserie stelle ich dir vor, was wir ausprobiert haben, was für uns funktioniert oder auch nicht.
Weil jeder lernt anders! Und für jeden funktionieren andere Wege! ❤️
Ich liebe Notizbücher aller Art!
Und wenn ich etwas aufgeschrieben habe, bleibt es bei mir besser hängen.
Teil 1: Notizbuch zum Sprachenlernen
Ich liebe Notizbücher und Bulletjournals und Kalender aller Art. Aufschreiben hilft mir, mir Sachen zu merken.
Zugegeben Vokabelhefte nicht so sehr, da fehlte mir immer der Zusammenhang, oder ich konnte mich an die Seite erinnern wo das Wort stand, aber es nicht in Sätzen praktisch anwenden.
❤️ So nutze ich mein Sprachlern-Notizbuch:
Zuerst habe ich Vokabeln und Sätze und Redewendungen in meinem allgemeinen Notizbuch/Kalender-Dingens notiert und die Seiten mit Washi-Tape markiert.
Das ist gut, um kurz rein zu schnuppern, ob man diese Art des Lernens und Eintauchen in eine Sprache mag. Wenn nicht - es gibt noch viele andere Wege!!
Zunächst habe ich mit Wörtern gestartet, die ich gesehen habe.
Oder in Konversationen gebraucht hätte.
Oder Sätze, die ich gerne genutzt hätte und nicht zusammen bekommen habe. Dann habe ich es auf deutsch notiert und später nach geschlagen.
Oder Sachen wie „Wo ist der Unterschied zwischen „let“ und „nem/nemt“?
(Falls du dich das jetzt auch fragst: Beides heißt „leicht“ aber das erste ist auf Gewicht bezogen und das zweite bedeutet auch „einfach“ im Sinne von „leicht/einfach zu lernen“)
Eine Weile habe ich diese Notizen dann ordentlich in meinen Ordner mit meinen Dänisch-Unterlagen aus meinem Kurs übertragen – aber das ist so viel hin und her gewesen, dass hinterher beides unvollständig war und ich an mehreren Orten suchen musste.
Jetzt nutze ich ein Notizbuch nur für Dänisch.
Das trieb dann dieses Jahr die lustige Blüte, dass ich auf dem Weg zum Dänisch-Kurs meine Einkaufsliste auf Dänisch notiert habe, weil ich die partout nicht auf Deutsch reinschreiben wollte und es nicht zu einem „Alles-irgendwie“-Notizbuch zu „degradieren“. 😅
Praktischer Nebeneffekt, ich habe alles was Dänisch betrifft im Kurs dabei und kann auch Sachen fragen, die mir im Laufe der Woche aufgefallen sind und keinen direkten Bezug zu den Kursinhalten haben.
Mein Dänisch-Lern-Notizbuch ist ein einziges Chaos:
Eingeklebte Zettel, Kritzeleien, meistens mit Bleistift geschrieben, aber auch Buntstifte, Gelschreiber – was ich gerade in den Fingern habe. (Keine Frixxions mehr, da war alles weg, als ich das Notizbuch auf dem Sitz im heißen Auto liegen lassen habe und ich musste es erst in den Kühlschrank legen. Meine Freundin kam aus dem Lachen gar nicht mehr heraus….).
Es war gar nicht so leicht, sich von einem „schönen“ Notizbuch zu verabschieden und es als Nutzgegenstand zu betrachten.
Einige Grundsätze, damit man Sachen wieder findet:
💡Ich fange für alles Mögliche eine neue Seite an.
Am Anfang fühlte sich das seltsam an, aber beim Wiederfinden ist es super!
Notiere ich Grammatikregeln oder etwas was mir in Bezug auf Grammatik aufgefallen ist, fange ich eine neue Doppelseite an.
So brauche ich nie zwischen Kurs-Hausaufgaben, mitgeschriebenen Sachen oder Vokabeln suchen.
💡Reine Vokabel-Notizen haben auch ihre eigene Doppelseite.
Und das macht nichts, auf der Seite danach kann der eingeklebte Text aus dem Kurs sein, oder eine Mini-Konversation oder eine Email, die ich vorgeschrieben habe.
Und ja, das fühlt sich anfangs doof an, wenn auf so einer Doppelseite nur „forældre – Eltern” steht und du dann umblätterst, um deine Schreibübung zu machen. Aber die Vokabelseite füllt sich nach und nach. Und du findest später beim Durchblättern leichter die verschiedenen Doppelseiten mit Vokabeln wieder.
Alternative: Im Notizbuch von hinten als Vokabelbreich starten, ist definitiv hübscher, aber mit dem Zwischendrin hatte ich mehr Kontext, warum mir „diese“ Vokabel genug Schwierigkeiten bereitet hat, dass ich sie mir notiere und so war mein Lerneffekt größer (ich brauche furchtbar viele Zusammenhänge, damit ich mir Sachen gut merken kann). Deswegen ist es bei mir mitten drin.
Probier aus, was für dich gut funktioniert!
💡Etwas, was mir RICHTIG schwer gefallen ist: „Was, wenn ich etwas Falsches aufschreibe?“
Das passiert, das ist Teil des Lernprozesses und so bald du es besser weißt, korrigierst du es. Oder in meinem Fall, streiche ich es durch und schreibe es auf einer neuen Doppelseite richtig hin.
Da hat mir der Kurs von Kerstin Cable „Write your way to fluency geholfen“ (kostet 9 $ und ist auf englisch. Du findest ihn hier.)
💡Inhaltsverzeichnis
Ich lege immer mal wieder eines an – nutze es aber leider nicht (konsequent). Es wäre manchmal praktisch, wenn drin stehen würde: „Vokabeln – S. 4,7,14,15,34“ oder „Grammatik Adjektive beugen S. 19“. Leider nicht. Bedauerlicherweise sind meine Seiten dann eher mit Klebezetteln, Washitape oder was anderem markiert und das Inhaltsverzeichnis nahezu leer.
💡Seitenzahlen – nutze ich dagegen ständig.
Auf der Seite zur Uhrzeit ist ein Querverweis zu den Zahlen oder bei den Emails die Seitenzahl, wo ich verschiedene Grußformeln notiert habe.
Schau, was du brauchst und vor allem was funktional für DICH ist.
Was funktional ist, kann von deiner Tagesverfassung, aber vor allem von der Sprache, die du gerade lernst abhängen!
In meinem Spanisch-Notizbuch findest du Markierungen, welcher Teil eines Wortes oder Satzes betont wird – das suchst du in meinem Dänisch-Notizbuch vergebens. Das Hangman-Männchen wirst du dafür nur im Dänisch-Notizbuch finden (hier aber echt oft, und leider meistens erhängt ... ).
❤️ Probier es aus!❤️
Du kannst zum Beispiel:
☀️ Magst du diese Art zu lernen?
Nutze ein paar Tage lang ein paar Seiten in deinem Sowieso-Immer-Dabei-Notizbuch oder Kalender für deine Wunschfremdsprache. Dann schau ob es für dich passt. Für Inspiration ist hier im 1. Modul des Kurses ein kleines Freebie zum Ausprobieren.
☀️ Welche Größe ist ideal? DinA 5 oder DinA 6 oder ...?
So lange du es dabei hast und es dir nicht zu klobig ist, du aber auch mehr als 3 Worte auf die Seite bekommst. (Ich suche auch noch die perfekte Größe. Momentan nutze ich etwas kleiner als DinA 5)
☀️ wie lange solltest du es nutzen?
So lange es dir Spaß macht!
Ich stelle fest, dass ich es ein, zwei Wochen ganz intensiv nutze.
Dann wird es weniger und irgendwann fühle ich mich schuldig, weil ich es mehr vergesse als nutze.
MEINE Lösung war: nach einem Monat packe ich es konsequent aus meiner Tasche aus bis ich es entweder vermisse oder mein Handyreminder mich nach einem Monat wieder dran erinnert, es einzupacken.
Wenn für dich jeden Tag ein bisschen funktioniert, total super!
Ich scheine in „Wellen“ gut zu lernen und nach einem oder zwei Monaten „Notizbuch-Pause“ freue ich mich und nutze es wieder ganz intensiv.
☀️ was notieren, wenn du nicht gerade täglich mit deiner Lernsprache konfrontiert wirst?
Ich habe jetzt viel Bezug darauf genommen, was mir im Alltag begegnet, weil ich ja in Dänemark lebe.
Es funktioniert aber auch, wenn du z.B. BBC oder Netflix in deiner Lernsprache schaust und dir Notizen machst. Oder dein Lieblingsbuch noch mal in deiner Lernsprache liest.
Oder (eine meiner Lieblingsübungen) Mini-Unterhaltungen aufschreiben und übersetzen.
Das kann sein, dass du mit dem Hund spazieren warst und einen kleinen Schnack mit einem anderen Hundebesitzer hattest. Die kurze Unterhaltung im Laden, als du etwas gesucht und dann bezahlt hast. Oder in 2 Sätzen warum das Buch/Spiel/Serie dich gerade begeistern und dein Gegenüber es unbedingt probieren sollte.
Kurz auf Deutsch im Notizbuch notieren und dann übersetzen. Dabei stolperst du über neue Worte oder ein Grammatikfrage taucht auf. Kurz notieren. Du kannst es jetzt oder später nachschlagen.
Noch mehr Anregungen für Lernimpulse im Alltag findest du in meinem Mini-Kurs „30 kleine Ideen zum Lernen deiner Wunschsprache“.
Für mich ist immer das Wichtigste, dass der Spaß und die Lernfreude erhalten bleiben.
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Trotz Kurs und konsequentem Lernen habe ich in keiner Zeit so wenige Lernfortschritte gemacht, wie im Oktober, November letzten Jahres. Bei mir hat sich schon alles gesträubt, das Lernbuch in die Hand zu nehmen. Ich war so frustriert, weil es mir Dänisch so unendlich schwer fiel und nicht nur nichts Neues hängen blieb, sondern auch eigentlich Bekanntes auf einmal nicht mehr abrufbar war!!
Aber darüber und andere Lernideen für den Alltag reden wir nächste Woche!
Ich freu mich auf dich!
Alles Liebe. Ronja
PS: Hast du Lust bekommen eine Fremdsprache (egal ob Dänisch oder eine andere) in deinen Alltag zu bringen?
Dann schau unbedingt in meinen Themenkurs "Wunschsprache" rein!