Kennst du das Japanische Sprichwort „Wenn du es eilig hast, mache einen Umweg“?

Das funktioniert auch beim Lernen.

Über meine Dänisch-Lernschwierigkeiten ,öhm... Herausforderungen, habe ich mich ja schon mehrfach ausgeheult.

Eine Besonderheit hier in Süddänemark ist es, das nicht Hochdänisch, wie in Kopenhagen gesprochen wird, sondern sich immer auch Sønderjysk mit rein mischt.
Am einfachsten beschreiben kann ich das mit einem Beispiel: Du lernst Deutsch und dann ziehst du nach Bayern in die Berge…..Da wird definitiv auch deutsch gesprochen, aber wenn die Bayern wirklich loslegen bin ich mit meinem nördlicheren münsteraner Hochdeutsch aber so was von verloren.
So fühlt sich das hier manchmal an.

Mit meiner bevorzugten Lernmethode: Lesen, Verstehen und Anwenden, war ich also wenig effektiv.

Wenn du so wie ich vorgehst, hast du in relativ kurzer Zeit ein sehr sehr gutes Leseverständnis, da du dir im Dänischen viele Worte herleiten kannst:
„glaspusterie“ ist z.B. eine Glasbläserei.

Aber Verstehen und selber-sprechen habe ich dabei viel zu wenig trainiert.

Meine kleine Tochter lernt sehr gerne über hören und wundert sich immer, warum ich so vor mich herschimpfe, wenn irgendwas GANZ anders ausgesprochen wird als es geschrieben wird.

Ob ein „d“ ein weiches „dt“, ein „L-Laut“ oder stumm ist, kannst du eigentlich nur pro Wort lernen.

Natürlich gibt es Regeln zur Aussprache, aber im Gegensatz zum Spanischen z.B., wo sie recht solide eingehalten werden, oder im Englischen, wo man die Ausnahmen im Alltag so oft gehört hat, dass sie einem nicht mehr auffallen…. Gibt es im Dänischen mehr Ausnahmen, als das die Regeln zutreffen.
Zumindest sagte das die Erste-Klasse-Lehrerin unserer Schule hier vor Ort zu mir. „Deshalb haben dänische Kinder auch 4 Jahre Zeit zum Lesen lernen“.
Auch wenn ich meinen kleinen Sohn mit soviel Spielraum zum Lesen-lernen zu den Glückspilzen zähle, bei meinen eigenen Anstrengungen Dänisch zu lernen, hat es mich total entmutigt.

Und was passiert, wenn der Frust beim Lernen größer wird?
💔Man setzt sich weniger dran.
💔Man hat schon so ein Abwehrgefühl im Bauch BEVOR man das Radio angemacht, die Lernsachen herausgenommen, hat.
💔Man prokrastiniert.
💔 Und wenn man sich zwingt, bleibt nicht mal was hängen.

Ein letzter Satz, dann bin ich mit rumheulen fertig:
Ich habe noch nie so viel Energie in das Erlernen einer Sprache gesteckt mit so lausigem Erfolg, wie bei Dänisch.

Ich war alle meine Lieblingslernmethoden und empfohlenen Lernmethoden erfolglos durch. Hohger Frust und Ratlosigkeit.

Ich bin in verschiedenen Sprachkursen bei Kerstin Cable von fluentlanguage.co.uk und habe ihre Office Hours genutzt um meine Blockade mit Dänisch mit ihr zu besprechen.

Ihr Tipp war, ohne Schuldgefühle Dänisch weg legen und eine andere Sprache zu nehmen.

Nur weil ich Lust darauf habe. Ohne Hintergedanken, einfach aus purer Freude am Sprachenlernen.

(Lustig, wie man etwas bei seinen eigenen Kinder praktizieren kann, dann aber eine „externe“ Erlaubnis braucht, es für sich selbst zu tun. Wie oft habe ich meinen Kindern geraten, sich nicht fest zu beißen, sondern etwas ganz anderes zu tun und es einfach später noch mal zu versuchen??)

In 2018 waren wir unter anderem in Wales gewesen und da ich ja auch Kerstins Podcast höre, habe ich mich spontan für Walisisch entschieden. Kerstin hat einen kleinen Kurs auf Englisch dazu.  

Und es gab damals von Saysomethingwelsh einen 10-Tage-E-Mail-Kurs. Ich habe ihn so nicht wieder gefunden, aber hier ist der kostenlose Minikurs „Bedtime Welsh“, der vom Konzept her genauso aufgebaut ist.

Ich hatte so einen Spaß, diese ganz fremd klingenden Laute zu üben und es ging immer nur ein paar Minuten und ich war fertig.
Und am nächsten Tag, wurde wiederholt und das nächste dazu genommen.
In meiner restlichen freigewordenen „Lernzeit“ habe ich Socken stricken gelernt – daran habe ich tatsächlich nur Spaß und bin vollständig talentfrei.

Am liebsten möchte ich dir erzählen, dass ich dann wieder ganz begeistert meine Dänisch-Sachen genommen habe – es war aber nicht so.
Ich hatte mir meinen Lernspaß am Dänisch-lernen gründlich kaputt gemacht.

Aber als der nächste VHS-Kurs gestartet ist, war ich wieder dabei. (Hartnäckig bin ich dann doch.)
Und es wurde leichter zu verstehen, wenn jemand dänisch mit mir sprach. 2-3 Worte aus 5 Sätzen….also wirklich marginal….
Es hat mich genug ermutigt, Kinderfernsehen auf Dänisch anzuschalten und ein bekanntes Hörbuch auf mein Handy zu packen um es bei der Gartenarbeit und beim Wäsche falten zu hören.
Nicht immer, ich bin bei weitem nicht so konsequent, wie ich es gerne wäre!

Erstaunlicherweise hat mein 2-Monate-Exkurs ins Walisische mich beim Dänischlernen gar nicht weit nach hinten geworfen.
Ich kam ganz schnell wieder rein, als ich meine Routine mit Arbeitsbuch und Audio- und VHS-Kurs wieder aufgenommen habe.

Was sich aber total verändert hat:
Meine Angst zu sprechen, auch wenn ich es falsch sage, ist enorm zurück gegangen.
(Und die Dänen sind meistens so wundervoll, sie sagen es dann richtig ohne dass die Kommunikation kaputt geht.)
Aber ich habe mich mehr getraut und meine Aussprache ist um so viel besser geworden, dass es bemerkt wurde!

Worauf ich hinaus möchte (heute habe ich echt Schwierigkeiten auf den Punkt zu kommen – entschuldige bitte!)

Du weißt nicht, wobei dein Lernexkurs dir hilft.
Die Chancen stehen aber gut, dass du intuitiv nach etwas greifst, was dir hilft, eine deine Lernhürden (bei mir Hörverstehen und selber sprechen) anzugehen.

Vielleicht hat sogar das Stricken geholfen? Ich habe jedenfalls einiges über Geduld und Auftrennen gelernt.

Und wenn der einzige Job deines Lernumweges der ist, dass du wieder voller Freude lernst (in meinem Fall auf die tägliche Welsh-E-Mail wartest), dann ist doch alles genau richtig gelaufen.

Viele Wege führen zum Ziel und manchmal braucht es einen Umweg.
Hast du schon so einen Lernumweg bewußt gemacht? Oder ist dir passiert und der war im Nachhinein voll cool und hilfreich? Schreib mir! ronja@raeuberkinder.net
Ich freu mich von dir zu lesen und beantworte jede E-Mail so schnell ich es schaffe! 

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Viel Spaß beim Lernen!

Alles Liebe. Ronja