Auswandern ist nie wirklich "leicht"- was macht ein Auswanderungsland verlockender als andere?
Ich habe jetzt öfter gehört, dass nach Dänemark auswandern, als "Auswandern light" bezeichnet wird. Und ja, für uns war es genau richtig, es hat alle unserer Muss- und die meisten unserer Wunschbedingungen erfüllt.
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In einigen Punkten würde ich Dänemark als "leichtes" Auswanderland beschreiben:
- Besonders in Süddänemark hast du den Vorteil, das viele deutsch sprechen. Es gibt viele deutsch-dänische Familien, deutsch wird hier in den Schulen als 2. Fremdsprache angeboten und die über 40jährigen sind mit deutschem Kinderfernsehen wie "Sesamstraße" und die "Sendung mit der Maus" aufgewachsen und haben es oft darüber gelernt.
- Die Kultur ist unserer ähnlicher als z.B. die in Portugal oder gar im asiatischen Raum.
Aber auch anders und viel entspannter! Freizeit wird hier so wichtig genommen wie Arbeitszeit - was für viele Vereinsaktivitäten, generell vielen Freizeitangeboten auch in vergleichsweisen kleinen Orten sorgt, einer 37-Stunden-Woche, dem "Hygge-Gefühl" und das Zusammensein mit Dänen einfach super schön macht. - Die Gesundheitsstandards sind mit denen in Deutschland vergleichbar.
In einigen Bereichen höher, in anderen etwas niedriger. Die Kinderzahnversorgung z.B. empfinde ich hier als weitergehender, dafür ist die Erwachsenen-Zahnversorgung Privatsache und nicht in der staatlichen Krankenversicherung inbegriffen. Wir hatten mit unserer behinderten Tochter einige Erfahrungen mit Krankenhaus und Ärzten und Schwestern und es wurde sich durchweg viel Zeit genommen, trotz ihrer Behinderung wurde mit ihr (und nicht über sie hinweg) gesprochen und es war eine gute Erfahrung für sie und uns als Eltern, weil wir ernst genommen wurden. - Freundlich, kinderlieb, verständnisvoller Umgang mit Behinderten: so erlebe ich mein dänisches Umfeld seit 2019.
In einigen Bereichen ist Auswandern nach Dänemark aber auch herausfordernder als das Auswandern andere EU-Länder. Hier einige Beispiele, die mir immer wieder begegnen:
- Die Hürden,
hier dauerhaft zu wohnen, sind gegenüber anderen EU-Ländern recht hoch. Man braucht erst eine Aufenthaltsgenehmigung, muss Nachweise zu Job oder Vermögen bringen. Erst danach kann man sich in den Gemeinden (Kommunen) mit neuem Wohnsitz anmelden. Da hat man es in anderen EU-Ländern wie Irland (man zieht einfach hin) oder Österreich und Frankreich (man zieht hin und meldet sich in der Gemeinde an), doch sehr viel leichter. - Autos
Für die meisten Autoliebhaber ist Dänemark ein Desaster. Neben den Geschwindigkeitsbegrenzungen mit horrenden Strafen und weil auf Autos mit Verbrennungsmotor bis zu 180 % des Wertes als "Einfuhrsteuer" anfällt. Und nein, das ist kein schlechter Witz und es wird von Seiten der Behörden im Zweifel mit Konfiskation des Fahrzeugs durch gesetzt. Und falls du dich jetzt fragst, "Gibt es keinen Weg da drumherum?" Ich bin mittlerweile sicher, den gibt es nicht. Wenn es einen gäbe, die (Süd-)Dänen hätten ihn gefunden, denn auch die lieben schöne Autos. - "Gläsern": Deine Die-brauchst-du-für-alles-Plastikkarte, die Sundhetskort mit deiner CPR-Nummer.
Sie ist dein Bibliotheksausweis, deine Identifikation beim Anmelden eines Telefonanschlusses oder Abschluß einer Versicherung und natürlich deine Krankenkassenkarte. Und da braucht man Vertrauen, weil so viele Daten über einen unter einer Identifikationsnummer zusammen laufen. Für mich war das anfangs sehr ungewohnt. Mittlerweile habe ich da (sehr dänisches) Vertrauen entwickelt und genieße, wie einfach vieles damit ist. - Auf alles sind 25% Moms (dänische Umsatzsteuer) fällig, was das Einkaufen spürbar teurer macht. In Deutschland sind auf Lebensmittel z.B. nur 7% Umsatzsteuer. Das merkt man deutlich.
Passt Dänemark für dich?
Zum Beispiel, wenn dir die oben genannten Punkte nichts ausmachen.
Oder du eine Lösung suchst, legal homeschooling zu machen.
Oder du deinen Pflegeberuf liebst, aber in Deutschland ausbrennst.
Pfleger, Krankenschwestern usw. werden hier dringend gesucht: mit besserem Gehalt und besseren Arbeitsbedingungen (wurde mir hier von diversen deutschen Bekannten versichert).
Auch bestimmte Handwerks- und Technikberufe sind sehr gefragt. Einfach mal in der Kommune deiner Wahl in der Jobbörse stöbern. Z.B. für Sonderborg findest du sie hier: https://sonderborg.dk/en/jobs/
Natürlich passt kein Land für Jeden und was ich hier liebe - die Menschen, die Entschleunigung, die Ostsee - geht dir vielleicht auf die Nerven.
Aber das ist auch das Schöne an den Zeiten, in denen wir leben:
Wir haben ganz viel Auswahl, wo wir leben wollen!
Alles Liebe. Ronja
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