Auf einmal wart ihr ausgewandert...!

Als wir 2018 alles verkauft und Deutschland verlassen haben, hat es keiner um uns herum so richtig fassen können. Dabei haben wir wirklich kein Geheimnis draus gemacht. Aber scheinbar hat es einfach keiner geglaubt.

Während es aus meiner Sicht einfach nur der nächste logische Schritt war.

Unser großer Sohn kam von Anfang an nicht mit und im Schulsystem zurecht.
Zunächst habe ich alternative Schulformen gesucht und dann Alternativen zur Schule an sich. (Nach wie vor eines meiner absoluten Lieblingsbücher "Befreit lernen" von Peter Gray- sooo viele Aha-Momente.)
Nach viel Kampf, Leid und unendlich vielen Sackgassen, erreichten wir im Sommer 2017 eine Beurlaubung für den Großen für 11 Monate mit der Auflage von wöchentlichen Lernberichten.
Als nach wenigen Monaten klar war, dass wir keine Verlängerung bekommen würden, obwohl Kind und Lernalltag endlich stabil waren....
Ein Schelm, wer Böses denkt, und meint, gerade WEIL es mit Kind und Lernen gut lief, war es unerwünscht, weil es einen gefürchteten Präzedenzfall schaffte.
Aber sollte das dein Gedanke gewesen sein, wärst du in guter Gesellschaft, das war nämlich auch die Ansicht unserer Jugendamtsfrau, warum die Schule alles dran setzte, unsere Beurlaubung schnellstmöglich vorzeitig aufzulösen.

Sorry, abgeschweift....wo war ich?

Genau.
Der nächste Schritt, war zu schauen, welche Möglichkeiten ich habe, das Zu-Hause-Lernen für unseren Großen zu erhalten. Nach einem Telefonat mit Anwalt und Rechtschutzversicherung hatte ich zwar die Kostenzusage für den Klageweg, aber auch die klare Rückmeldung, dass ich ja alles andere bereits versucht hatte und uns NUR noch der Klageweg mit zwar guten Chancen, aber dennoch ungewissem Ausgang bevorstand. Geschätzte Dauer: mehrere Jahre...

Wir waren seit 5 Jahren im Kampf und Stress mit Behörden, Schulen und Ämtern, die beiden Kleinen war 7 und 5, die große Tochter brauchte mich auch... und ich wusste schon gar nicht mehr wie sich eine ganze Woche migränefrei anfühlt.
Ein Prozess war keine Option.

Was war der nächste logische Schritt?
Zu Beginn unserer Beurlaubung hatten wir angefangen, die Selbstständigkeit meines Mannes umzuorganisieren und wollten gerne für 4 Monate nach La Herradura (Spanien) in eine wundervolle Freilerner-Treffen-Gemeinschaft.
Unser Aufwand für 4 Monate zu gehen, war neben der Selbstständigkeit meines Mannes, auch den Garten (Baugrund) verkaufen, Kinder vorbereiten (bei der behinderten großen Tochter immer eine Riesen-Herausforderung), Wohnmobil finden und etliches mehr.
..."ganz zu gehen"...war nur wenig mehr Aufwand.

Aber bei dem Schritt war ich noch nicht.
Erst ging noch ganz viel schief.

Z.B. standen wir beim Notar und die Käufer kamen einfach nicht.
Beim Versuch mit einem Makler zu verkaufen, hat er vergessen die Anzeigen "live" zu schalten.
Und jedes Mal, wenn eine Schule (von dreien) der Beurlaubung zustimmte, überlegt sich eine andere, dass das nicht beurlaubungsfähig sei.
Weil, mal ehrlich, 4 Monate in der 2. Klasse fehlen, um in Spanien zu leben? Geht ja mal so gar nicht! Wie soll das mit der Bildung gehen? (Ja, das Gespräch hab ich mit der Direktorin und Klassenlehrerin meiner kleinen Tochter wirklich geführt....)

Da war dann der nächste logische Schritt "ganz" zu gehen.
Ich machte mich schlau, wie es in der Praxis für uns aussah.
Vieles war leichter: Abmelden, statt weiter um Beurlaubung bitten, Haus selber verkaufen.
Und einiges war schwerer: Haus komplett in wenigen Wochen auflösen, Steuern klären, Kindergeld, Krankenversicherung...

Es klingt vielleicht absurd.
Aber das Schwierigste war tatsächlich bei der Entscheidung anzukommen: "Wir lösen auf und reisen erstmal auf unbestimmte Zeit".
Der Rest war eine kilometerlange ToDo-Liste voller Aufgaben und Fragen, die geklärt werden mussten. Und es gab so manches Telefonat, nachdem ich mehr neue Fragen hatte, als ich bereits aufgeschriebene klären konnte.

Es war eine Entwicklung, die in 2016 begann, als ich aufhörte, nach der richtigen Schule zu suchen und statt dessen nach dem für unseren Sohn richtigen Bildungsweg zu fragen.
Ich machte meine Entwicklung durch und mein Mann, der vieles so anders erlebte, dass ich manchmal denke, wir waren in Paralleluniversen unterwegs, ist seine Entwicklung in seinem Tempo gegangen.
So wurde es im Januar 2018 eine gemeinsame Entscheidung - und ja, ich weiß, was für ein Riesenglück ich habe!!

Im Dezember 2018 nach etlichen Wohnmobil-Monaten und einer Reise kreuz und quer durch Europa, wollten mein Mann und unsere kleine Tochter wieder ein festes Zuhause.
Also war der nächste logische Schritt, dass für uns passende Land zu finden.

Für uns wurde es Dänemark, weil alles, was für uns "nicht verhandelbar" war, wie z.B. "gute Einbindung" für unsere behinderte Tochter, "legales Zu-Hause-Lernen" für unseren großen Sohn und "am Meer" hier erfüllt waren.
Mit den Nachteilen, dass man hier "gläsern" ist, dass wir Steuererklärungen in zwei Ländern abgeben und noch einiges mehr, können wir gut leben. Diese Sachen lösen bei mir keine Migräneanfälle aus, im Gegensatz zu dem Stress, den wir in Deutschland hatten.


Meine Freundin sagte vor ein paar Tagen, wie schnell und plötzlich ihr das vorkam, als ich sie vor 4 Jahren anrief und sagte, dass wir aus Münster und Deutschland weg gehen.
Aus meiner Sicht war es nur der nächste logische Schritt.

Was ist dein nächster logischer Schritt?
Schreib mir gerne an ronja@raeuberkinder.net! Ich lese und beantworte jede E-Mail. 

Alles Liebe. Ronja

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